Gibt es ekto-, endo-, mesomorphe Körpertypen wirklich?
Johannes Steinhart, Biomedizin (M.Sc.) & Trainer des Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung e.V.
Diese Einteilung in Körpertypen ist streng wissenschaftlich gesehen nicht korrekt.
Dein Aussehen ist nie komplett genetisch Vorgegeben.
Sowohl dein Körperfettanteil als auch deine Muskelmasse (entscheidend für dein Aussehen) ist das Ergebnis eines Zusammenspiels aus:
- Genetischer Veranlagung,
- Umwelt und
- (Erlerntem) Verhalten.
Das gilt übrigens auch für viele andere menschliche Eigenschaften. Beispielsweise die Körpergröße oder die Intelligenz.
Stell dir die Genetik als eine geladene Pistole vor. Ob du allerdings den Abzug durchdrückst, bestimmt die Umwelt und dein Verhalten.
1. Beispiele für Genetik:
- Fettverteilungsmuster
- Körperliche Reaktion auf kcal-Überschuss oder Defizit
- Ansätze und Form deiner Muskeln
- Dicke von Knochen
- etc.
2. Beispiele für Umwelt:
- Was für Menschen umgeben dich?
- Lebst du auf dem Land oder in der Stadt?
- Welche Einkaufsmöglichkeiten hast du?
- Musst du körperlich arbeiten oder nicht?
- etc.
3. Beispiele für (erlerntes Verhalten):
- Bist du in deiner Freizeit aktiv?
- Ist Sport ein wichtiger Teil deines Lebens?
- Was wird typischerweise bei dir zu Hause eingekauft und gegessen?
- Wie hast du gelernt mit Stress umzugehen.
- etc.
Manche der genannten Punkte kannst du verändern, andere sind vorgegeben.
So kann es beispielsweise sein, dass ein mittelgradig übergewichtiger Mensch in der modernen westlichen Welt als „endomorph“ eingestuft würde.
Setzt man diesen Menschen nun aber auf eine einsame Insel, würde dieser rank und schlank werden.
Gilt er fortan als „ektomorph„? In diesem Fall für die Typisierung wenig Sinn ergeben, wenn sie relativ schnell veränderbar ist.
Dasselbe gilt für jemanden der erst einmal als „ektomorph“ erscheint. Macht dieser nun aber regelmäßig schweres Krafttraining, isst genügend Kalorien und Protein – erscheint er schon bald als „mesomorph„.
Merke: Du kannst dir nie sicher sein, dass ein Mensch nur aufgrund seiner Genetik nur so aussehen kann, wie er aktuell aussieht.
Daher ist es äußerst schwer an einer Typologisierung in Endo-, Ekto oder Mesomorph festzuhalten.
Zumindest sollte das Verhalten und die Umwelt in die Analyse miteinbezogen werden.
In der Praxis halte ich es für wesentlich sinnvoller mit dem Körperfettanteil (KFA) und Kraftwerten (als indirekte Größe für die Muskelmasse) zu arbeiten. Damit lässt sich am besten ableiten, welche Trainingspläne ideal sind oder welche Ernährung zielführend sein wird.
Zum Beispiel richtet sich der Artikel „Abnehmen, Muskelaufbau, beides? Welches Ziel ist passend für dich? (+ Empfehlungen)“ komplette nach KFA und Kraftwerten.
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Über den Autor
Johannes Steinhart ist Master of Science (M.Sc.) in Biomedizin & Ernährungswissenschaften sowie Fitnesstrainer der Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung (DFLV). Seine Passion ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zu Abnehmen, Muskelaufbau und Gesundheit unabhängig, verständlich und praxisnah darzustellen und verbreitete Unwahrheiten zurückzudrängen. Johannes ist Gründer von science-fitness.de (SF). Jedes Jahr erreicht er über 2 Mio. Leser. Außerdem ist er Autor von aktuell 6 Büchern. Mehr.